Die Gestaltung von Langhaus und Westbau
Im Gegensatz zur Südfassade wurde an der Nordfassade auf die rechteckigen Rahmungen der Seitenschifffenster durchweg verzichtet, jedoch die aufwendige Profilierung der Fenstergewände abgesehen vom Westbau beibehalten.
Zwischen dem fünften und sechsten Langhausjoch ist ein achteckiger Treppenturm zur Erschließung des Dachraumes angefügt.
Weitere Anbauten stellen die kleinen Verkaufsläden (früher Krambuden) dar, welche die Fläche zwischen den Strebepfeilern am ersten, dritten, fünften und sechsten Langhausjoch besetzen.
Während das Maßwerk der oberen Fenster im ersten, dritten und vierten Joch der gegenüberliegenden Seite entspricht, wurden für alle übrigen Maßwerke alternierende, z.T. sehr sperrige Formen gewählt.
Das erste Fenster des nördlichen Seitenschiffs besitzt eine Großordnung aus Stäben, die sich im Bogenfeld diagonal überkreuzen. Die hierbei entstehenden Zwickelflächen sind mit radial angeordneten Spitzbögen gefüllt.
Im benachbarten zweiten Langhausjoch fehlt das früher hier vorhandene Seitenschifffenster. Die Lücke ist vermutlich mit Bruchsteinen gefüllt worden. Die betreffende Stelle ist außen durch eine Putzfläche angezeigt. Im Bereich darunter öffnet sich die Fassade in einem Barockportal mit einem Vordach.
Die vier nach Westen folgenden Joche einschließlich des Emporenfensters über dem fünften Joch sind aufgrund ihrer formal übereinstimmenden Maßwerke als bauliche Einheit anzusehen.
In den Einzelformen zeichnen sie sich durch die Verwendung von Maßwerkkreisen mit eingesetzten Vierpässen und die unteren Bahnen übergreifende Segmentbögen aus.
Eine bemerkenswerte Sonderlösung stellt das Maßwerk des Fensters im dritten Joch dar. Der Kreis im Bogenfeld ist hier spitzbogig eingefasst, wodurch ein Fenster-im-Fenster-Prinzip entsteht.
Im sechsten Joch ist das Maßwerk oben lediglich zweibahnig und von zwei fallenden Fischblasen bekrönt.
Das nachfolgende siebte Joch ist oberhalb der drei gestaffelten Bahnen mit einer Mittelachse und einem chiastisch angeordneten Fischblasenpaar in jeder Fensterhälfte versehen.
Im Geschoss darunter ist das Maßwerk ebenfalls dreibahnig gegliedert und unter dem übergreifenden Spitzbogen mit drei radial nach außen weisenden Fischblasen verziert.
Das im Erdgeschoss gelegene Portal knüpft in seiner Profilierung an die älteren östlichen Fenster des Langhauses an; es wurde nach dem Abbruch eines hier ehemals befindlichen Ladens 1955 freigelegt und im oberen Drittel ergänzt.
Bemerkenswert sind die Spuren der ehemaligen, in den Ansichten des 17. Jahrhunderts überlieferten Kapellenanbauten, die bis 1487 (vgl. Verkaufsurkunde bezüglich der kleinen Krambuden) bzw. 1507 (urkundliche Erwähnung einer Salvatoriskapelle) an das Seitenschiff angefügt wurden. Nach Merian bestanden kleine Kapellenanbauten in der Flucht der Nordwand der Sakristei. Ein zweigeschossiger turmartiger Anbau (Salvatoriskapelle?) erhob sich ursprünglich westlich des Treppentürmchens und war mit einem Krüppelwalmdach überdeckt.
Nach den Bauakten bestanden die Anbauten noch bis in die Zeit nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurden dann jedoch, um den Kirchenbau in seinem äußeren Erscheinungsbild zu egalisieren, entfernt.
Bemerkenswert ist, dass die ehemaligen Kapellenanbauten mit kleinen Ziergewölben überdeckt waren. Die alten Gewölbeanfänger sind in den Ecken an den Strebepfeilern des vierten Joches noch sichtbar. Des Weiteren konnten im Inneren des nördlichen Seitenschiffes bei der Restaurierung der 1950er Jahre die zugesetzten Zugänge in die erste und zweite Kapelle freigelegt werden.
Autor: Julian Hanschke
Siehe auch
- Einführung: Zur Geschichte der Kirche, Der Bau im Überblick, Alte Pläne und Zeichnungen
- Impressionen: Die Kirche von außen und innen, Die Fenster, Die Ausstattung
- Die Kirche im Detail: Von außen, Von innen, Die Ausstattung