Bilder-Galerie: Ansicht von Süden

Die Gestaltung von Langhaus und Westbau

Die zweigeschossige Südfassade des Langhauses ist einschließlich des Westbaus etwa 37,7 Meter lang und besitzt sieben Fensterachsen.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Südseite - Blick auf die gesamte Südseite, vom Westwerk bis zum Chor (aufgenommen im Oktober 2015, am frühen Nachmittag)

Blick auf die Fassade der Südseite (links: das Joch des Westbaus, Mitte: sechs Joche des Langhauses, rechts: vier Joche des Chors)

Die an den Jochgrenzen errichteten Strebepfeiler lassen sich drei verschiedenen Typen zuweisen:

  • Mit den westlichsten Strebepfeilern des Chores stimmt nur der Pfeiler zwischen den beiden westlichsten Langhausjochen überein, seine Abdeckung ist pultdachförmig, die Frontseite treppt sich mittels zweier Gesimse ab.
  • Von diesem ersten, offenbar noch an den Chorpfeilern orientierten Pfeilertypus unterscheiden sich die mittleren fünf Pfeiler durch die Anbringung von figürlichen Wasserspeiern und die erhöhte Lage des oberen Pultdaches.
  • Eine wiederum individuelle Formgebung zeichnet schließlich den diagonalgestellten Pfeiler am Westbau aus, welcher in seiner Gesamthöhe dem ersten Pfeilertyp entspricht, jedoch u.a. durch eine anders proportionierte Abtreppung und einen einfachen Schrägsockel unterschieden ist.
Heidelberg - Heiliggeistkirche - Südseite - Blick auf das Südschiff und die Südempore (aufgenommen im Oktober 2015, am Nachmittag)

Die sechs Joche des Südschiffs und der Südempore

Eine große Vielfalt lässt sich bezüglich der Fenstergestaltungen feststellen: Das erste (östlichste) Joch der Langhaussüdseite besitzt zwei übereinander liegende Fenster. Das untere schließt in der Art eines Schulterbogens und ist an den abgerundeten oberen Ecken mit Maßwerk geschmückt.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Südschiff - 6. Joch, von Westen aus gezählt - Blankes Fenster (aufgenommen im April 2013, am frühen Abend)

Das östlichste Fenster der Südseite des Langhauses von innen

Das Fenstermaßwerk im ersten (östlichsten) Joch besteht aus einem niedrigen Spitzbogen mit zwei seitlichen halbkreisbogig schließenden Bahnen und einer breiteren, mit einer Dreipassfigur bekrönten Mittelbahn, welche durch einen Mittelpfosten unterteilt ist. Letzterer verbindet sich oberhalb des Dreipasses mit zwei Kreisfiguren. Das Innere der beiden Kreise besteht aus nach außen geneigten Kleeblattbögen; den oberen Abschluss des Maßwerks bildet ein unten offener Spitzbogen, der mit seinen Schenkeln die unteren Kreise durchschneidet. Eine Besonderheit stellen die Überlagerungen der einzelnen Maßwerkmotive sowie die vegetabilen Details (Knospen und Kapitelle) dar.

Oberhalb dieses am gesamten Kirchenbau singulären Maßwerks verläuft das mit den oberen Fensterbänken verbundene Geschossgesims.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Südempore - 6./5./4./3./2./1. Joch, von Westen aus gezählt - Fenster und Maßwerk (aufgenommen im Juni 2015, am Nachmittag)

Die Fenster der Südempore von innen (links: östlichstes Fenster)

Eine vollkommen von der unteren Maßwerkgestaltung abweichende Binnengliederung zeigt das darüber liegende, in den nachfolgenden vier Jochen wiederholte Maßwerkfenster: Es enthält zwei seitliche, halbkreisförmig endende Bahnen und eine Mittelbahn, die sich mit einem nach unten offenen Dreipass verbindet.

Den verbleibenden Platz zwischen dem übergreifenden Spitzbogen und den Bahnenbekrönungen füllen zwei nach innen geneigte, geometrisch nicht ganz exakt mit dem äußeren Spitzbogen verschleifende Fischblasen. Ungewöhnlich mutet bei den oberen Fenstern die Vermauerung des unteren Bahnensockels an.

Während die obere Fenstergestaltung in den nachfolgenden vier Jochen gleich bleibt, erfuhr die untere Ebene eine individuelle, jochweise vorgenommene Gestaltung. Im dritten bis sechsten Joch des Erdgeschosses findet sich eine einfache Rahmung mit Profilstäben.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Südschiff - 2. bis 4. Joch, von Westen aus gezählt - Die drei Ornamentfenster (aufgenommen im Oktober 2015, am Nachmittag)

Die mittleren drei Fenster des Langhauses von innen (links: östlichstes Fenster)

Die Maßwerke des dritten bis fünften Joches besitzen allesamt einen zentralen stehenden Dreipass als Hauptmotiv. An den Fenstern des dritten und vierten Joches ist dieser allerdings oben aufgebrochen. Variiert ist auch die Abschluss der unteren Fensterbahnen und die Anordnung der spätgotischen Fischblasen unterhalb des Dreipasses.

Während sich die beschriebenen drei mittleren Achsen (drittes bis fünftes Joch) im Wesentlichen zu einer Einheit formieren, ist am vorletzten Joch der Südseite eine erneute Planabweichung festzustellen. Die Fenster sind hier deutlich kleiner und zudem asymmetrisch platziert.

Das Maßwerk ist ferner nur noch mit jeweils zwei Bahnen versehen. Die Bogenfelder sind Fischblasen gebildet. Der einzige Bezug zur übrigen beschriebenen Fenstergliederung besteht in der gleichförmigen Profilierung der Gewände und der Vermauerung der untersten Maßwerkzone.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Südschiff - 1. Joch, von Westen aus gezählt - Gesamtaufnahme des "Physik-Fensters" von Johannes Schreiter (aufgenommen im Oktober 2015, am späten Vormittag)

Das westlichste Fenster der Südseite des Langhauses von innen

Auch am westlichsten Langhausjoch sind erhebliche Planänderungen festzustellen.

  • Anhand der Baufuge oberhalb des rechten Strebepfeilers und dem nunmehr glatt bearbeiteten Steinmaterial erweist sich klar und deutlich die jüngere Entstehungszeit der Fassade des Westjoches.
  • Auch die abweichende Form der Fenstergewände mit einer breiten Hohlkehle und die spätgotischen Maßwerkfigurationen lassen auf das jüngere Alter der Außenwand schließen.
  • Das in die spitzbogigen Laibungsbögen einfügte Maßwerk setzt sich unten wie oben aus zwei rundbogig schließenden Seitenbahnen, einer kielbogig endenden Mittelbahn und einer originellen Füllung aus Fischblasen zusammen.

Die zahlreichen Inkonsequenzen und Abweichungen lassen darauf schließen, dass das Langhaus in einzelnen Abschnitten errichtet wurde und mehrfach eine Planänderung stattfand.