Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 1. Joch, von Westen aus gezählt - Gesamtaufnahme des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Gottes Geist über den Wassern" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, um die Mittagszeit)

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Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 2. Joch, von Westen aus gezählt - Gesamtaufnahme des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Gottes Geist über dem Chaos" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am späten Vormittag)

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Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 3. Joch, von Westen aus gezählt - Gesamtaufnahme des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Gott sprach: es werde Licht" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am frühen Nachmittag)

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Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 4. Joch, von Westen aus gezählt - Gesamtaufnahme des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Der Weltkreis ist voll vom Geiste Gottes" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am Vormittag)

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Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 6. Joch, von Westen aus gezählt - Gesamtaufnahme des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Der Baum der Erkenntnis" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am Nachmittag)

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Die fünf Genesis-Fenster von Hella Santarossa

Hella Santarossa, 1949 in Düsseldorf geboren, entstammt einer Dynastie von Glasgestaltern. Sie arbeitete schon als Kind mit im traditionsreichen elterlichen Betrieb der Firma Derix, mit 16 Jahren erhielt sie das Diplom einer staatlich geprüften Glasmalerin. Im Atelier eines der bedeutendsten Wiederbeleber der traditionsreichen Glaskunst, Georg Meistermann, ging sie ein und aus, in den 70er Jahren studierte sie an der Hochschule der Künste in Berlin, zuletzt als Meisterschülerin von K.-H. Hödicke. Sie arbeitete als Stipendiatin in San Francisco und Rom (Villa Massimo), lehrte an Akademien und zeigte ihre Arbeiten in zahlreichen Galerien und Museen im In- und Ausland, u.a. 1983 in einer Ausstellung des Heidelberger Kunstvereins.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 1. Joch, von Westen aus gezählt - Ausschnitt aus Feld (linke Bahn, vierte Zeile) des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Gottes Geist über den Wassern" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am Nachmittag)

Ausschnitt aus dem Fenster „Schöpfungsgeschichte – Gottes Geist über den Wassern“

Es gab für die Künstlerin keine inhaltlichen Vorgaben, sie durfte das Thema ihres Fensterzyklus frei wählen. In einer dem Heiligen Geist gewidmeten Kirche, noch dazu in einer Stadt, die wesentlich geprägt ist durch ihre in eben dieser Kirche gegründete Universität, lag es nahe, das Wirken des Geistes zum Ausgangspunkt einer thematischen Auseinandersetzung zu wählen. „Hella Santarossa“, so schreiben Marlis und Werner Keller in ihrem kleinen Kirchenführer Die Heiliggeistkirche zu Heidelberg und ihre Kirchenfenster, „hat den Namen dieser Kirche zum Leitmotiv ihrer Fenster gemacht: Die Kirche des Heiligen Geistes, des Geistes Gottes, der in dieser Welt der oft zerbrochenen Existenzen, bedrohter Schöpfung und vergeblicher Hoffnungen auf Frieden wirkt und Menschen zum Guten befähigt.“

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 2. Joch, von Westen aus gezählt - Ausschnitt aus Zeilen 3 und 4 des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Gottes Geist über dem Chaos" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am Nachmittag)

Ausschnitt aus dem Fenster „Schöpfungsgeschichte – Gottes Geist über dem Chaos“

Hella Santarossa hat sich selbst als „Cross Artist“ bezeichnet. Ihr Schaffen umfasst ganz unterschiedliche Gebieten, keineswegs allein die Glaskunst. Dabei bedient sie sich der verschiedensten Medien wie Malerei, Zeichnung, Druckverfahren, Film, Video und Performance, beschäftigt sich mit Architektur und Raumgestaltung, kombiniert mimetische und informelle Ausdrucksweisen ebenso miteinander wie divergierende formale Elemente, Inhalte, Materialien und Techniken. In der Glaskunst überwindet sie durch Schichtung und Transparenz die realen und optischen Grenzen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, ihre Fenster sind im Grunde Reliefgebilde im Gefolge der für die Kunstentwicklung der Moderne so prägenden Erfindung von Collage und Assemblage. Durch die von ihr entwickelte, patentierte und in Heidelberg erstmals angewandte Sandwich-Technik hat sie der Fenstergestaltung völlig neue Möglichkeiten erschlossen.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 3. Joch, von Westen aus gezählt - Ausschnitt aus Feld (linke Bahn, unterste Zeile) des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Gott sprach: es werde Licht" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, um die Mittagszeit)

Ausschnitt aus dem Fenster „Schöpfungsgeschichte – Gott sprach: es werde Licht“

Unter Verwendung einer speziellen Klebetechnik wird der Zwischenraum zwischen zwei Scheiben mit unterschiedlichen farbigen und farblosen, opaken und transparenten Gläsern gefüllt, wobei im Siebdruckverfahren mit fotografischen Motiven versehene Scheiben, Zeitungsfotos, Hinweise auf Weltgeschehen, Natur, Kosmisches, Gegenständliches, Individuelles und Informelles, auch sehr Privates, integriert werden. Nicht zuletzt spielt Glasbruch eine wichtige Rolle: Die Bruchkanten reflektieren das Licht und bringen so ein zusätzliches Leuchten und Glitzern ins Bild ein.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 4. Joch, von Westen aus gezählt - Feld (rechte Bahn, unterste Zeile) des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Der Weltkreis ist voll vom Geiste Gottes" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, am Nachmittag)

Ausschnitt aus dem Fenster „Schöpfungsgeschichte – Der Weltkreis ist voll vom Geiste Gottes“

Im Gegensatz zur traditionellen Glaskunst ermöglicht die beschriebene Technik, durchaus vergleichbar mit informeller Malerei, ein spontan improvisierendes Arbeiten. Dessen Ergebnisse stehen in reizvollem Kontrast zum streng komponierten Aufbau der einzelnen Fenster. Angemerkt sei noch, dass nichts an diesen Fenstern computergeneriert ist, alle Details sind manuell, analog, traditionell handwerklich gefertigt.

Heidelberg - Heiliggeistkirche - Nordschiff - 6. Joch, von Westen aus gezählt - Dritte Zeile des Fensters "Schöpfungsgeschichte - Der Baum der Erkenntnis" von Hella De Santarossa (aufgenommen im Oktober 2015, um die Mittagszeit)

Ausschnitt aus dem Fenster „Schöpfungsgeschichte – Der Baum der Erkenntnis“

Glaskunst ist Lichtkunst. Aus Fragmenten und Schichtungen entsteht Neues, aus Zerstörung Schönheit. Im Kirchenraum kann allein schon diese Erfahrung, unabhängig vom dargestellten Inhalt, religiöse Bedeutung gewinnen. Und man muss nicht alle Details entschlüsseln können, um die Wirkung des Ganzen zu erfassen. Manches wird sich allein bei sehr sorgfältiger Betrachtung entdecken lassen, etwa anhand der hier gezeigten Detailaufnahmen. In jedem Fall aber sind die Betrachtenden aufgefordert, sich selbst einen Reim zu machen, auf das, was sie sehen.

Autor: Hans Gercke